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Carl Theodor Concert in Tübingen

  • Pfleghofsaal, Musikwissenschaftliches Institut, Universität Tübingen Schulberg 2 Tübingen 72070 Germany (map)

Das Goldene Zeitalter Mannheims

Dieses Konzert, das zweite einer Reihe, feiert das 300-jährige Jubiläum des Kurfürsten Carl Theodor (1724-2024), der im 18. Jahrhundert in Mannheim eine reiche musikalische Blütezeit pflegte. Sie widmet sich der Musik für Fortepiano solo, die von Komponisten geschrieben wurde, die mit Mannheim verbunden sind. Der Fortepianist Anders Muskens, Gründer und Leiter des Ensembles Das Neue Mannheimer Orchester, spielt auf einem Original-Hammerklavier von John Broadwood & Sons aus dem Jahr 1806 in London.

This concert, the second of a series, celebrates the 300th jubilee of the Prince-Elector Carl Theodor (1724-2024), who cultivated a rich musical golden age in Mannheim during the 18th century. It celebrates music for solo fortepiano written by composers associated with Mannheim. It features the fortepianist Anders Muskens, founder & director of the ensemble Das Neue Mannheimer Orchester, performing on an original fortepiano by John Broadwood & Sons built in London in 1806.

Der Eintritt erfolgt durch eine Spende am Eingang.

Admission is by donation at the door

Programm

Johann Christian Bach (1735-1782)
Sonate in B-Dur op. 17 Nr. 6 (1780)
Allegro - Andante - Prestissimo

Georg Joseph Vogler (1749-1814)
Pastorale (Veröffentlicht in Stockholm, 1798)

Christian Friedrich Daniel Schubart (1739 - 1791)
Sonate Nr. 2 in C-Dur aus "Etwas für Clavier und Gesang". (Erschienen in Winterthur, 1783)
Allegro - Andante - Presto - Rondo

Georg Joseph Vogler (1749-1814)
Variationen über das schwedische Lied "Min far han var en Vestgöthe han han" (Veröffentlicht Stockholm, 1798)

Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
Sonate Nr. 9 in D-Dur, KV 311/ KV 284c
(Geschrieben in Mannheim und Rose Cannabich gewidmet, 1777)
Allegro con spirito - Andantino con espressione - Rondeau (Allegro)

Oben: John Broadwood & Sons Hammerflügel, um 1806
Above: John Broadwood & Sons grand piano, c. 1806

Konzept

(English below)

Im 18. Jahrhundert galt Mannheim als neues "Athen am Rhein", als blühendes Zentrum für Kunst, Wissenschaft und Kultur. Dies war unter anderem das Verdienst seines Herrschers, Kurfürst Carl Theodor (1724-1799). In Anlehnung an die Aufklärungsphilosophie seiner Zeit strebte Carl Theodor eine harmonische Gesellschaft an, die auf Wissen, Vernunft und künstlerischem Ausdruck beruht. Er öffnete seine Bibliothek und seine Theater für seine Untertanen, investierte Geld in den Bau von astronomischen Observatorien und zog alle Arten von Malern, Bildhauern, Klassizisten, Gartenplanern, Architekten, Schriftstellern, Philosophen, Wissenschaftlern und Musikern aus ganz Europa an seinen Hof, wo sie sich alle vermischten und eine neue intellektuelle Blütezeit schufen.

In diesem inspirierenden Klima erreichte die Mannheimer Hofkapelle ihre Blütezeit. Sie wurde nicht nur für ihre Aufführungen der Musik der besten Komponisten ihrer Zeit gelobt, sondern auch für ihre eigene Schule von Komponisten, virtuosen Spielern und ihren innovativen Stil. Diese Schule hatte einen großen Einfluss auf spätere Komponisten wie Mozart, der sich in Mannheim um eine feste Anstellung bemühte, wenn auch erfolglos. Doch trotz ihrer großartigen und verlockenden Qualitäten ist sie heute weitgehend vergessen, ebenso wie das kulturelle Erbe von Carl Theodors Hof. Als Ensemble Das Neue Mannheimer Orchester wurden wir dazu inspiriert, diese Musik nicht nur wegen ihrer großartigen Qualitäten wiederzubeleben, sondern auch, um das aufklärerische Klima wiederzubeleben, in dem sie entstanden ist: eine kosmopolitische Gruppe kreativer Intellektueller, die alle zusammenarbeiteten und sich gegenseitig mit unterschiedlichen Perspektiven inspirierten und neue Innovationen in die Künste und Wissenschaften einbrachten, um eine aufgeklärte, harmonische Gesellschaft zu schaffen.

Carl Theodor residierte von 1742-78 an seinem Hof in Mannheim. Nachdem er jedoch 1778 das Kurfürstentum Bayern geerbt hatte, verlegte er seinen Hof und viele seiner Musiker bis zu seinem Tod im Jahr 1799 nach München. Die Komponisten, die im Mannheimer und Münchner Musikleben aufwuchsen, lernten viel, und der Einfluss der Mannheimer Schule reichte weit über Süddeutschland hinaus und erlangte internationale Anerkennung.

Wir fühlten uns inspiriert von der Welt, in der die Mannheimer Hofkapelle aufgebaut wurde, von den Prinzipien der Aufklärung, in der Künste, Wissenschaften und kulturelles Erbe zusammenwirken, um eine harmonische Gesellschaft zu schaffen. Dieses Ziel scheint auch auf die heutige Gesellschaft anwendbar zu sein, und indem wir die Geschichte von Carl Theodors Errungenschaften erzählen, können wir in der heutigen Welt Hoffnung wecken. Die Würdigung seines Jubiläums im Jahr 2024 durch sein kulturelles Vermächtnis ist ein wichtiger Beitrag zur Würdigung eines großen Mäzens der baden-württembergischen Kunstgeschichte.

Zu den Komponisten, die in diesem Konzert zu hören sind, gehören:

  • Mozart: den man nicht vorstellen muss, der aber auf der Suche nach einer Hofstelle einige Zeit in Mannheim verbrachte und vom Mannheimer Stil stark beeinflusst wurde

  • Christian Friedrich Daniel Schubart: ein bedeutender deutscher Literat, der auch als Organist und Komponist tätig war. Er verbrachte einige Zeit in Mannheim, und sein kompositorischer Stil ist stark vom Mannheimer Stil beeinflusst

  • Georg Joseph Vogler: Zweiter Kapellmeister in Mannheim in den Jahren 1775-81, der eine vielfältige internationale Karriere als Komponist, Solist, Dirigent, Theoretiker und Pädagoge machte

  • Johann Christian Bach: der jüngste Sohn von J.S. Bach, der in London lebte, aber im Auftrag des Mannheimer Hofes mehrere Opern aufführte und mehrfach nach Mannheim reiste.

Musiker

Anders Muskens ist ein kanadischer Spezialist für alte Tasteninstrumente, Musikwissenschaftler und Ensembleleiter, der als internationaler Künstler in Nordamerika und Europa tätig ist. Er begann sein Klavierstudium im Alter von 4 Jahren in Edmonton, Alberta, Kanada, und erwarb ein Associate Diploma (ARCT) in modernem Klavier am Royal Conservatory of Music, Toronto, unter der Leitung von Dr. Irina Konovalov. Mit Unterstützung der Edmonton Community Foundation und des Adriana Jacoba Fonds absolvierte er einen Masterstudiengang in Fortepiano am Königlichen Konservatorium von Den Haag bei Dr. Bart van Oort und Petra Somlai, mit Fabio Bonizzoni und Patrick Ayrton am Cembalo. Derzeit ist er Doktorand der Musikwissenschaft an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen unter der Betreuung von Prof. Dr. Matthew Gardner, Prof. Dr. Thomas Schipperges und Dr. Jed Wentz, wo er die Verbindung zwischen rhetorischem Handeln und Musik in der Zeit von 1740-1830 erforscht. Er tritt regelmäßig beim Utrecht Early Music Festival auf und war unter anderem bei den Schwetzinger SWR Festspielen, Het Concertgebouw Amsterdam, dem National Music Centre, dem London International Festival of Early Music und dem Salle Bourgie in Montreal zu hören. Muskens ist der Gründer des Ensembles Das Neue Mannheimer Orchester: eine internationale Initiative zur Wiederbelebung der Musik der Mannheimer Schule in der zweiten Hälfte des 18. Künstlerisch wird er von der SONUS Agentur für Alte Musik vertreten. Außerdem ist er Stipendiat der Kunststiftung Baden-Württemberg für die Jahre 2024-25.


Concept

During the eighteenth century, Mannheim was regarded as a new “Athens on the Rhine;”  a flourishing center for the arts, sciences, and culture. This was due in part to the efforts of its ruler, Prince-Elector Carl Theodor (1724–1799). Taking his cues from the Enlightenment philosophies of his time, Carl Theodor sought to create a harmonious society built on knowledge, reason, and artistic expression. He opened his library and theaters to his subjects, poured money into the construction of astronomical observatories, and attracted all sorts of painters, sculptors, classicists, garden planners, architects, writers, philosophers, scientists, and musicians from all around Europe to his court, where they all intermingled and created a new intellectual boon.

It was under this inspiring climate that the Mannheim court orchestra reached its apogee. Not only were its performances of the music of the finest composers of the day lauded, but also were its own school of composers, virtuoso players, and innovative style. This school had a profound influence on later composers like Mozart, and he notably sought permanent employment in Mannheim, albeit unsuccessfully. Yet, despite its grand and enticing qualities, it remains largely forgotten today, alongside the cultural legacy of Carl Theodor’s court. As the ensemble Das Neue Mannheimer Orchester, we were inspired to revive this music not only for its formidable qualities, but also to refresh the Enlightened-climate from which it was born: a cosmopolitan group of creative intellectuals, all working together and inspiring each other with diverse perspectives, bringing new innovations to the arts and sciences that sought to create an Enlightened, harmonious, society. 

Carl Theodor resided at his court in Mannheim between 1742–78. However, from 1778 onwards, after inheriting the Electorate of Bavaria, he moved his court and many of his musicians to Munich, until his death in 1799. The composers who grew up in the Mannheim and Munich musical life learned a great deal, and the Mannheim School’s influence spread far beyond south Germany and gained international acclaim. 

We felt inspired by the world in which the Mannheim court orchestra was built, on principles from the Age of Enlightenment where arts, sciences, and cultural heritage work together to build a harmonious society. This goal seems equally applicable to today’s society, and it is by telling the story of Carl Theodor’s achievements that we can inspire hope in today’s world. Celebrating his jubilee in 2024 via his cultural legacy is an important way to recognize a great patron for the arts in Baden-Württemberg’s history. 

The composers featured in this concert include: 

  • Mozart: who needs no introduction, but spent some time in Mannheim searching for a court position, and was greatly influenced by the Mannheim style

  • Christian Friedrich Daniel Schubart: an important German literary figure who was also an organist and composer. He spent time in Mannheim, and his compositional style is greatly influenced by the Mannheim style

  • Georg Joseph Vogler: second Kapellmeister in Mannheim during 1775-81, and led a diverse international career as a composer, keyboard soloist, director, theorist, and pedagogue

  • Johann Christian Bach : the youngest son of J.S. Bach, who resided in London, but was commissioned to present several operas in the Mannheim court and travelled to Mannheim multiple times.

Performers

Anders Muskens is a Canadian early keyboard specialist, music scholar, and ensemble director, active as an international artist in North America and Europe. He began piano studies at the age of 4 in Edmonton, Alberta, Canada and completed an Associate Diploma (ARCT) in modern piano from the Royal Conservatory of Music, Toronto under the tutelage of Dr. Irina Konovalov. With support from the Edmonton Community Foundation and the Adriana Jacoba Fonds, he completed a Masters in Fortepiano at the Royal Conservatoire of The Hague under Dr. Bart van Oort and Petra Somlai, with Fabio Bonizzoni and Patrick Ayrton for harpsichord. He is currently a doctoral candidate in musicology at the Eberhard Karls University of Tübingen under the supervision of Prof. Dr. Matthew Gardner, Prof. Dr. Thomas Schipperges, and Dr. Jed Wentz, where he is researching the connection between rhetorical acting and music in the period 1740–1830. He has performed regularly at the Utrecht Early Music Festival, and has given performances at the Schwetzinger SWR Festspiele, Het Concertgebouw Amsterdam, the National Music Centre, the London International Festival of Early Music, the Salle Bourgie in Montreal, and many more. Muskens is the founder of the ensemble Das Neue Mannheimer Orchester: an international initiative to revive the music of the Mannheim School in the second half of the eighteenth century. He is represented artistically by the SONUS Agency for Early Music. He also is the recipient of an artist residency stipend from Kunststiftung Baden-Württemberg for 2024-25.


Bild (Image): Carl Heinrich Brandt, Kurfürst Karl Theodor, um 1760/65, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, URL: https://www.sammlung.pinakothek.de/de/artwork/9pL3KodLeb (Zuletzt aktualisiert am 19.06.2023)

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